Die Chronobiologie ist eine Wissenschaft, deren Kern man schnell erläutern und somit für andere verstehbar machen kann. So einfach das Verstehen ist, so schwer ist das be-„greifen“ der inneren Uhr. Um die künstliche Zeit greifbar zu machen, hat der Mensch die Uhr erfunden. Zwar macht sie die Zeit als solches nicht greifbar, jedoch bietet das entsprechende Zeit-Messinstrument die notwendige Haptik um von den entsprechenden Sinnesorganen wahrgenommen zu werden. Der heutige Mensch ist darauf geeicht, nichts zu glauben, solange er es nicht in Händen halten kann.
Die englische Firma Cantifix of London Ltd. ist ein Architekturbüro, welches sich seit Jahrzehnten vor allem der Glasbau-Architektur verschrieben hat. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich ebenso lange mit den Thema Licht und Chronobiologie befassen. Die Innere Uhr im Rhythmus des Tagesganges erleb- und greifbar zu machen, ist daher eines der innersten Anliegen der Gründer Charlie und William Sharman mit Team.
Glashaus als Lebensraum
Als eine Quintessenz aus ihrem Wirken heraus ist das „Photonspace“ entstanden. Dieses komplette Glashaus ist um den Menschen gebaut. Gegenüber bisherigen, vergleichbaren Glaskonstruktionen wie z.B. Kakslauttanen in Finnland, ist das Photonspace als kompletter Lebensraum eingerichtet. Voll ausgestattet mit Bad, Küche, Wohn- und Schlafraum bietet es dem Bewohner die Möglichkeit, nicht nur dort zu schlafen, sondern tatsächlich auch dort zu leben. Der Kontakt zur Natur, der Sonne und der Inneren Uhr steht im Mittelpunkt, ohne dabei auf Annehmlichkeiten zu verzichten.
Intelligentes Glas mit innovativer Nano- Technologie
Um tatsächlich als Lebensraum dienen zu können, muss ein solch offener Lebensraum zum einen Privatsphäre gewährleisten, zum anderen auch verschiedenen klimatischen Anforderungen gerecht werden können. Normale Gläser kommen hier an Ihre Grenzen, sodass z.B. auf externe Verschattungsmöglichkeiten (in der Regel Rollos) zurückgegriffen werden muss.
Das im Photonspace verbaute intelligente Glas erreicht dies über eine eingebaute Innovation basierend auf hochentwickelter Nano-Technologie, die ein Maximum an Lichtdurchlässigkeit gewährleistet, um dann, entweder programmiert, via Schalter oder einem Wischen auf dem Smartphone intransparent zu werden, wenn es nachts wird oder man generell Privatsphäre haben möchte. Dies bedeutet tatsächlich, dass die Naturlichtdurchlässigkeit auf den Chronotyp, ggfs. ergänzende therapeutische Bedürfnisse oder auch nur auf das persönliche Wohlbefinden abgestimmt, programmiert werden kann.
Neben der Lichtdurchlässigkeit ist die Wärmedurchlässigkeit bei einem Glashaus der wohl wichtigste Faktor, wenn er auch nichts mit der Chronobiologie direkt zu tun hat. Der „Glashauseffekt“ macht bei normalem Glas eine Bewohnbarkeit bei steigenden Temperaturen unmöglich. Auch hier spielt das intelligente Glas eine wichtige Rolle, blockt es doch 63% der Sonnenwärmeeinstrahlung sowie 99,9% der UV-Strahlen. Der W/m2K-Wert von 0,6 unterbietet dabei den eines Passivhauses (Fenster – 0,8 W/m2K).
Auch in Sachen Lärmreduzierung steht dieses Glas gewöhnlichen Baustoffen kaum nach. 85% der Lärmbelastung wird eliminiert.
Das Haus der Zukunft?
Aktuell mit 45 und 60qm Wohnfläche zu haben, ist das Photonspace sicher nicht für Großfamilien geeignet. Aber der Anfang ist gemacht. Denn letztendlich ist es schon irgendwie verrückt, dass man tagsüber Licht quasi gratis zur Verfügung hat, sich mit einem klassischen Haus das Licht wieder aussperrt, um es dann künstlich wieder erzeugen zu müssen, damit man darin Leben kann. Und trotz inzwischen sehr weit fortgeschrittener künstlicher Beleuchtung, kann sie dem natürlichen Licht und seiner unabdingbar notwenigen natürlichen Wirkung auf den menschlichen Organismus und seiner inneren Uhr nichts entgegensetzen. Warum also das Naturlicht aussperren, wenn es doch alles bietet, was man braucht? Der Weg ist richtig, und die Technik ermöglicht dabei zunehmend einen mit klassischen Häusern absolut vergleichbaren Wohnkomfort.
Quellen und Links:
https://www.youtube.com/embed/oo-UC0_Dp1U
http://www.kakslauttanen.fi/de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Treibhauseffekt#Glashauseffekt
https://de.wikipedia.org/wiki/Wärmedurchgangskoeffizient
https://passiv.de/former_conferences/Passivhaus_D/Fenster_U_Wert.htm
Bildquellen: Cantifix of London Ltd.
Michael Wieden beschäftigt sich als Betriebswirt seit 2002 mit der Chronobiologie im Personalmanagement. Schon 2003 hielt er hierzu seinen ersten Vortrag auf einer Veranstaltung der INQA (Initiative der neuen Arbeit).
Zu den Themen „Chronobiologie im Personalmanagenement“ sowie mobilen Arbeitsformen hat er bereits Bücher geschrieben, und dabei den Begriff „Liquid Work®“ geprägt.
Zusammen mit Claudia Garrido Luque gründete er 2014 die aliamos GmbH und berät seit dem Kommunen, Unternehmen und Kliniken zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Von 2012 bis Ende 2016 war er externer Wirtschaftsförderer für die Stadt Bad Kissingen und Initiator des weltweit einzigartigen Projektes „ChronoCity – Pilotstadt Chronobiologie“. Zu ChronoCity®, Chronobiologie-Themen und mobilen Arbeitsformen trat er wiederholt als Experte in verschiedenen Fernsehformaten (z.B. TerraX, Planet Wissen, W wie Wissen, Xenius etc.) auf. Zudem war er von 2014 bis 2017 Mitglied des Arbeitskreises „Zeitgerechte Stadt“ der ARL – Akademie für Raumforschung und Landesplanung in Hannover.
Aktuell hält er Vorträge zum Thema „Chronobiologie im Personalmanagement“ und „Mobile Arbeitsformen“, und berät Unternehmen bei der Umsetzung chronobiologischer Ansätze in Unternehmen und Kliniken.
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