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Längerer Wochenendschlaf keine wirksame Strategie zur Verhinderung von Stoffwechselstörungen?

Da haben wir nun den Stoffwechselstörungen – Salat. Noch im Jahr 2018 frohlockte ein internationales Team an Wissenschaftlern, dass der Schlaf am Wochenende absolut ausreiche, um das Schlafdefizit, welches man unter der Woche z.B. durch die Arbeitszeiten angehäuft hat, durchaus so weit wieder auszugleichen, dass keine gesundheitlichen Folgen entstehen. Die im Journal of sleep research erschienene Studie stützt sich dabei auf die Auswertung von Schlafgewohnheiten und Sterblichkeit von über 43.000 Personen über einen Zeitraum von 13 Jahren. Aus den Ergebnisse folgerten die Wissenschaftler, dass zu wenig Schlaf unter der Woche in Verbindung mit zu wenig Schlaf am Wochenende, das Sterblichkeitsrisiko bis zu 52% gegenüber einer Referenzgruppe mit konstant durchschnittlich 7h Schlafdauer steigen lässt. Würde hingegen am Wochenende ausgeschlafen, reduziere sich das Risiko gegen „0“.

„Möglicherweise kann langer Schlaf am Wochenende den kurzen Schlaf am Wochentag ausgleichen“

lautete das Gesamtfazit der Wissenschaftler.

https://www.bodyclock.info

Neue Studie in 2019 zu Stoffwechselstörungen

In 2019 werden wir nun mit einer neuen Erhebung von Wissenschaftlern um Prof. Christopher M. Depner der University of Colorado Boulder konfrontiert, die im krassen Widerspruch dazu zu stehen scheint.

Sie untersuchten den Schlaf, das zirkadiane Timing, die Energiezufuhr, die Gewichtszunahme und die Insulinsensitivität während 9 Nächten mit nur 5h Schlaf, sowie während eines wiederkehrenden unzureichenden Schlafes nach einem Wochenendschlaf ohne zeitliche Beschränkung.

Gesunde, junge Erwachsene wurden vorher zufällig einer von drei Gruppen zugeordnet:
(1) Kontroll- bzw. Referenzgruppe mit dauerhafter Schlafgelegenheit von 9h (ad libitum)
(2) Schlafbeschränkung auf 5 Stunden Schlaf ohne Wochenend-Erholungsschlaf (SR)
(3) Schlafbeschränkung auf 5 Stunden Schlaf mit Wochenend-Ausgleichsschlaf (WR; Schlafbeschränkung für 5 Tage in der Arbeitswoche, dann 2 Tage Wochenendausgleich ohne Schlafbeschränkung (ad libitum), dann wieder 2 Nächte mit verkürztem Schlaf)

Bei SR- und WR-Gruppen (Gruppen 2 und 3) erhöhte der ungenügende Schlaf die Energieaufnahme nach dem Abendessen und das Körpergewicht im Vergleich zum Ausgangswert. Während des freien Wochenendschlafs schliefen die Teilnehmer kumulativ ca. 1 h mehr als der Ausgangswert und die Energiezufuhr nach dem Abendessen verringerte sich im Vergleich zu Zeiten mit zu wenig Schlaf.

Während der Phase des wiederkehrenden unzureichenden Schlafes nach dem Wochenende verzögerte sich jedoch die zirkadiane Phase und die Energieaufnahme nach dem Abendessen sowie das Körpergewicht nahmen gegenüber dem Ausgangswert wieder zu.

In der Gruppe 2 (SR) verringerte sich die Insulinempfindlichkeit des gesamten Körpers bei unzureichendem Schlaf um 13% gegenüber dem Ausgangswert, und bei der Gruppe 3 (WR) verringerten sich die Sensibilität für Ganzkörper-, Leber- und Muskelinsulin um ca. 9% – 27% während der Phase des wiederkehrenden unzureichenden Schlafes nach dem Wochenende im Vergleich zum Ausgangswert.

Darüber hinaus war die Gesamtschlafdauer während des Wochenendes bei Frauen im Vergleich zu Männern geringer, und die Energiezufuhr sank bei Frauen auf das Ausgangsniveau, nicht jedoch bei Männern.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Erholungsschlaf am Wochenende keine wirksame Strategie zur Verhinderung von Stoffwechselstörungen ist, die mit wiederkehrendem unzureichendem Schlaf einhergehen.“ Prof. Christopher M. Depner

Was nun?

Nun ist grundsätzlich zu betonen, dass die Studien zu Stoffwechselstörungen unterschiedliche Ausgangsfragen haben. Während sich die erste Studie in erster Linie auf eine langfristige Entwicklung des Sterblichkeitsrisikos bezieht, liegt der Fokus der zweiten Studie auf kurzfristige Einflüsse auf die Stoffwechseltätigkeit bzw. Stoffwechselstörungen. Auch hat die erste Studie einen Wechsel der Schlafgewohnheiten der Teilnehmer während der Studiendauer nicht mit einbezogen. Allerdings ging auch wiederum die neuere Studie von einer verkürzten Schlafdauer von 5h aus, was keineswegs dem Durchschnitt der Schlafdauer der Deutschen (ca. 6h 30min) entspricht, jedoch durchaus Menschen im Schichtbetrieb wiederspiegelt. Ob das Ergebnis nun bei 6h statt 5h Schlafdauer ähnlich ausgefallen wäre, kann also nicht gesagt werden.

Dennoch hat eine kurzfristige negative Veränderung der Stoffwechseltätigkeit sowie daraus resultierende Stoffwechselstörungen auch zwangsläufig einen langfristigen Einfluss auf die körperliche Konstitution.

Dies zeigt deutlich, dass es offensichtlich nicht einfach ist, tatsächlich festzustellen, ob das Wochenende ausreicht um dauerhaftes Schlafdefizit zu vermeiden, indem man Samstag/Sonntag ausschläft, bzw. ab wann es ausreichen würde.

Fazit

Unabhängig davon ist es jedoch Fakt, dass jeder einzelne Weckereinsatz verhindert, dass der Mensch zu Ende schläft. Über 70% der Deutschen stehen an Werktagen mit dem Wecker auf, was bedeutet, dass der Schlaf seine Arbeit hier nicht zu Ende führen kann. Die Natur hat den Schlaf aus gutem Grund so konzipiert, wie er sich zeigt, wenn man ausschlafen kann. Es wäre naiv, ginge man davon aus, dass das gewaltsame Kürzen von Schlaf „mal eben schnell“ wieder aufgeholt werden kann und somit ohne dauerhafte Folgen bleibt. Ab wann und wie stark dann in der Folge ein negativer Effekt eintritt, ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Aber folgenlos bleibt Schlafdefizit nie.

Je mehr der Einzelne die Fähigkeit besitzt, seinen Körper und dessen Signale (von kleinen Symptomen bis zu schweren Krankheiten) zu erkennen und zu verstehen, desto eher kann er gegensteuern. Zunehmend sind hier auch die Arbeitgeber gefragt, dieses Entgegensteuern zu ermöglichen oder sogar zu unterstützen. Die Zeit in welcher „Schlaf“ seine Rhythmik ausschließlich Sache des Arbeitnehmers selbst waren, sind vorbei. Dies sollte angesichts eines jährlichen volkswirtschaftlichen Schadens von Schlafdefizit in Höhe von über 60 Mio.€ inzwischen deutlich geworden sein.


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Quellen:

Christopher M. Depner, Edward L. Melanson, Robert H. Eckel, Janet K. Snell-Bergeon, Leigh Perreault, Bryan C. Bergman, Janine A. Higgins, Molly K. Guerin, Ellen R. Stothard, Sarah J. Morton, Kenneth P. Wright Jr. 5 – Ad libitum Weekend Recovery Sleep Fails to Prevent Metabolic Dysregulation during a Repeating Pattern of Insufficient Sleep and Weekend Recovery Sleep. Current Biology 2019, DOI:https://doi.org/10.1016/j.cub.2019.01.069

Akerstedt T, Ghilotti F, Grotta A, et al. Sleep duration and mortality – Does weekend sleep matter?. J Sleep Res. 2019;28:e12712. https://doi.org/ 10.1111/jsr.12712

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