„Ausschlafen kann man auch, wenn man früh ins Bett geht!“
Schüler können in der Regel nicht ausschlafen. Bisher hat das aber niemanden interessiert. Denn, wer früh ins Bett geht und früh aufwacht, gilt auch heute noch als „ausgeschlafen“ und „normal“. Vor allem Jugendliche haben mit dem Dogma zu kämpfen, dass sie sich den frühen morgen selbst versauen, da sie einfach nur früher ins Bett gehen müssten, um morgens ausgeschlafen zu sein.
Dies ist inzwischen widerlegt. Prof. Till Roenneberg, Chronobiologe an der LMU München, nennt dies die „Disco-Hypothese“[1]Till Roenneberg, Internal Time: Chronotypes, Social Jet Lag, and Why You’re So Tired, Harvard University Press; Tra edition, 2012, ISBN 0674065859, disco thesis. Dahinter stehe die Annahme, dass Jugendliche bewusst und gezielt die Nacht zum Tag machen. Die Forschung zeigt hier inzwischen in eine ganz andere Richtung, da für Jugendliche wie für Erwachsene gilt … das natürliche Schlafverhalten ist genetisch bedingt. Und Jugendliche können nicht eher schlafen, sie sind schlichtweg noch nicht müde. Ein 17 jähriger Schüler hat im Schnitt seine genetisch bedingte Schlafmitte um 5.00Uhr morgens. Dies bedeutet eine normale Einschlafzeit von ca. 0.30-1.00Uhr nachts. Damit er bei gleicher Schlafdauer (mind. 8 Stunden) um 6.00Uhr morgens aufwachen, um um 8.00Uhr in der Schule sein zu können, müsste er spätestens um 22.00Uhr einschlafen. Im Sommer würde dies bedeuten (Sommerzeit!!) .. kurz nach Sonnenuntergang. Selbst Erwachsene schaffen dies in den seltensten Fällen .. bzw. wollen es genauso wenig wie die Jugendlichen.
In der Sommerzeit verschärft sich dieses Problem im Übrigen um eine weitere Stunde, da der Schulbeginn nun quasi um 7.00Uhr stattfindet, und die Schüler direkt zu Ihrer genetischen Schlafmitte aus dem Schlaf gerissen werden.
Somit beginnt schlichtweg der Unterricht viel zu früh. „Für Schüler, die um acht oder früher in der Schule sein müssen, startet der Unterricht biologisch gesehen mitten in der Nacht“, sagt Prof. Till Roenneberg.
Quellen:
Michael Wieden: Sommerzeit – Zeit zum Umdenken, Video youtube, 2016
Michael Wieden beschäftigt sich als Betriebswirt seit 2002 mit der Chronobiologie im Personalmanagement. Schon 2003 hielt er hierzu seinen ersten Vortrag auf einer Veranstaltung der INQA (Initiative der neuen Arbeit).
Zu den Themen „Chronobiologie im Personalmanagenement“ sowie mobilen Arbeitsformen hat er bereits Bücher geschrieben, und dabei den Begriff „Liquid Work®“ geprägt.
Zusammen mit Claudia Garrido Luque gründete er 2014 die aliamos GmbH und berät seit dem Kommunen, Unternehmen und Kliniken zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Von 2012 bis Ende 2016 war er externer Wirtschaftsförderer für die Stadt Bad Kissingen und Initiator des weltweit einzigartigen Projektes „ChronoCity – Pilotstadt Chronobiologie“. Zu ChronoCity®, Chronobiologie-Themen und mobilen Arbeitsformen trat er wiederholt als Experte in verschiedenen Fernsehformaten (z.B. TerraX, Planet Wissen, W wie Wissen, Xenius etc.) auf. Zudem war er von 2014 bis 2017 Mitglied des Arbeitskreises „Zeitgerechte Stadt“ der ARL – Akademie für Raumforschung und Landesplanung in Hannover.
Aktuell hält er Vorträge zum Thema „Chronobiologie im Personalmanagement“ und „Mobile Arbeitsformen“, und berät Unternehmen bei der Umsetzung chronobiologischer Ansätze in Unternehmen und Kliniken.
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