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DLMO – Der Chronotyp-Marker

Die wenigsten Menschen werden dem Begriff DLMO bisher begegnet sein. Neben Wissenschaftlern werden ihn vor allem diejenigen kennen, die sich in unseren Projekten haben chronotypisieren lassen. Denn wer den Bluttest zur Chronotypisierung in Auftrag gibt, erhält als Ergebnis einen Zeitpunkt genannt, eben den DLMO. Was aber ist genau der DLMO? Wir geben eine Antwort.

DLMO

Ausgesprochen wird der üblicherweise „Dilmo“ und steht für DimLight Melatonin Onset. Vereinfacht gesagt, ist dies der Zeitpunkt im Tagesgang, an dem die natürliche Melatonin1-Ausschüttung über einen bestimmten Schwellenwert hinaus massiv zunimmt, um den Körper durch darauf basierende Vorgänge auf den Schlaf vorzubereiten. Das DLMO wird üblicherweise als die Zeit definiert, zu der der Melatoninspiegel kontinuierlich über einen Schwellenwert von 10 pg/ml im Plasma (DMLO10) oder 3 pg/ml im Speichel (DMLO3)2. Melatonin wird auch das „Schlafhormon“ genannt, und ist der Gegenspieler zum Serotonin, welches als „Wachmacher-Hormon“ bezeichnet wird.

Der DLMO und die Gene

Nun ist der DLMO bzw. dessen zeitliche Lage kein Zufallsprodukt. Wie unsere Innere Uhr auch, ist dieser Zeitpunkt im Tagesgang genetisch bedingt, und variiert stark zwischen den Menschen. Auch wenn die Bezeichnung „DimLight“ auf einen direkten Zusammenhang mit dem Abendlicht schließen könnte, zeigen die Werte, eine sehr große Varianz. Im Rahmen unserer Studien zeigen sich in der Bandbreite bereits bei knapp 135 getesteten Personen, DLMOs zwischen 15.42Uhr und 00.23Uhr, gemessen in der Sommerzeit. Um 15.42 Uhr kann man jedoch noch nicht von Abendlicht sprechen, und um 00.23 Uhr ist bereits tiefe Nacht. Dies zeigt, dass der Grundimpuls eben nicht die Sonne, sondern genetisch bedingt ist. Dies haben auch bereits die Andechser Bunkerexperimente gezeigt. Es ist also nicht so, dass Abendlicht per se der Auslöser für die Melatonin-Ausschüttung ist, jedoch hat zu helles Licht und ein hoher Blauanteil im auf der Erde ankommenden Sonnenlicht wiederum die Wirkung, die Melatonin-Ausschüttung zu hemmen. Das morgendliche, auf der Erde ankommende Sonnenlicht hat bis zum frühen Nachmittag einen hohen Blauanteil, der die Produktion des Melatonins unterdrückt und die Ausschüttung des Serotonins begünstigt.

Vom DLMO zum Chronotyp

Diese Bandbreite innerhalb der gemessenen DLMO-Zeitpunkte spiegelt die Bandbreite der Chronotypen wieder. Wie man vom DLMO zum Chronotypen kommt, erläutern wir an einem Beispiel.

Abb. 1: Früh-, Median- und Spättypdarstellung des DLMO

In der Grafik links (Abb.1) sind 3 Kurven zu sehen. Diese zeigen den Verlauf des Melatoninspiegels eines beispielhaften Frühtypen, Mediantypen und Spättypen im Tagesgang dar.

Bis es zum tatsächlichen Schlaf kommt, vergeht nach dem Erreichen dieses Schwellenwertes eine gewisse Zeit. Dieser Zeitraum beträgt in Abhängigkeit verschiedenster Parameter (Schlafdruck, Stress etc.) zwischen 90 und 150min3. Für die Berechnung geht man aus diesem Grund von einem Mittelwert aus, der in der Regel entweder bei 1 ½ oder 2h liegt. Mit steigender Datenmenge (Testungen), werden auch hier in Zukunft exaktere Angaben möglich sein. In der Grafik sind wir von 2h ausgegangen. Dargestellt ist beispielhaft ein DLMO eines Frühtypen von 19.00Uhr (grün). Hier liegt der natürliche Einschlafzeitpunkt im Mittel dementsprechend bei ca. 21.00Uhr.

Warum ein Frühtyp nicht immer ein Frühtyp ist

Ob ein DLMO von 19.00Uhr nun ein Früh- oder Normaltyp ist, hängt maßgeblich davon ab, wo er sich im Vergleich zu allen anderen getesteten Personen befindet. Üblicherweise wird mit der Bevölkerung eines Landes verglichen. Es kann jedoch sein, dass ein internationaler Vergleich schon wieder anders aussieht. So ist ein DLMO von 23.00Uhr z.B. imVergleich zu allen getesteten Menschen in Deutschland z.B. ein Normaltyp. Würde man aber alle Menschen in Europa vergleichen, kann sich das Verhältnis wieder verändern.

Abb. 2 – Verteilung der Chronotypen in der Klinik Wartenberg

In der Grafik rechts (Abb. 2) ist als Beispiel die Verteilung der Chronotypen innerhalb der Klinik Wartenberg, die im Rahmen des Projektes COPEP festgestellt wurde. Diese deckt sich in diesem Fall mit der Verteilung der Chronotypen in Deutschland generell.

Die Natur kennt keine Zeit

Auch wenn der DLMO in Form eines Zeitpunktes dargestellt wird, muss man sich im Klaren sein, dass die Natur keine Sekunden, Minuten oder Stunden kennt. Der DLMO stellt als gemessener Wert immer eine Momentaufnahme dar. Dies ist vergleichbar mit dem Herzschlag. Wenn wir den Puls messen, dann ist der angezeigte Wert immer eine Momentaufnahme und kein fixer, in Stein gemeisselter Wert. Sobald sich die Situation ändert (z.B. durch Sport), passt sich auch der Puls an. Einen fixen Puls, würde kein Mensch lange überleben. Dennoch hat jeder Mensch innerhalb einer bestimmten Bandbreite einen individuellen Ruhepuls. Ähnlich ist es mit dem DLMO, nur dass dieser sich nicht primär an Verhalten (z.B. Sport, Arbeitszeiten), sondern in erster Linie an Veränderungen im Tagesgang (z.B. bei Flügen in andere Zeitzonen und/oder der Sonnenscheindauer, z.B. Winter/Sommer) anpasst.

Fazit

Wenn der DLMO also in Zukunft für die verschiedensten Zwecke eine Grundlage bilden wird (z.B. Chronotypenorientierte Arbeitszeiten, Therapiezeiten, Schulzeiten etc.), so ist immer im Auge zu behalten, dass eine minutengenaue Aufteilung einen rein planerischen Sinn hat, jedoch nicht einen kontinuierlich exakt gleichen Zustand der inneren Uhr widerspiegelt. Des weiteren ist er definitiv aktuell der bedeutendste, aber nicht der einzige Marker der inneren Uhr.

Der DLMO öffnet erstmals die Tür zu einer fundierten Grundlage, um den individuellen Tag-Nachrhythmus und damit einen wichtigen Bestandteil von Gesundheit eines jeden Menschen, in die zeitliche Ordnung unserer Gesellschaft in Form einer win-win Situation für alle Beteiligten mit einzubringen.

Was übrigens mit dem DLMO in der Sommerzeit passiert, können Sie hier lesen.


Wissenschaftliche Beratung: Dr. Giulia Zerbini



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Footnotes

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Melatonin
  2. (2008) Dim Light Melatonin Onset (DLMO). In: Binder M.D., Hirokawa N., Windhorst U. (eds) Encyclopedia of Neuroscience. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-29678-2_1516
  3. https://www.rug.nl/research/portal/files/47169194/Chapter_8.pdf

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